Wie man den schlechtesten Sex aller Zeiten hat

16. Apr. 2024

Was ist schlechter Sex?

In diesem Blog-Artikel geht es um die Antwort auf die Frage: wie man den schlechtesten Sex aller Zeit haben kann. Die Antwort wird uns wichtige Aspekte bewußt machen, die wir dann leichter ändern können,  um mehr Spaß, Freude und Erfüllung aus der schönsten Nebensache der Welt zu holen.

Allgemeine Gütekriterien

Allgemeine Gütekriterien zum guten Sex gibt es nicht. Letzten Endes entscheidet jeder Mensch für sich, was als gut oder weniger gut ankommt. Was macht den Sex schlecht, schlechter, zum schlechtesten aller Zeiten? Im besten Fall finden die beiden einen gemeinsamen Nenner, bei dem Konsens gibt, indem sie darüber reden und/oder non verbal kommunizieren. Nicht darüber zu reden könnte irgendwann dazu führen, dass der Sex nicht mehr gut ist. Manchmal ist er tatsächlich bereits von Anfang an nicht besonders gut.

Kaum jemand spricht wohl gern über schlechten Sex. Doch seit die Kurzgeschichte „Cat Person“ in The New Yorker veröffentlicht wurde, ist eine neue Debatte entbrannt, nämlich darüber, ob wir beim Sex nicht viel offener mit unseren Vorlieben, Wünschen und Bedürfnissen umgehen sollten. In dieser fiktiven Kurzgeschichte schläft die Hauptfigur Margot nach einem Date mit einem Mann. Es geht dabei darum, wie sich Margot beim Sex fühlt: Bereits den ersten Kuss findet sie schrecklich:

He kissed her then, on the lips, for real; he came for her in a kind of lunging motion and practically poured his tongue down her throat.  It was a terrible kiss, shockingly bad;

Wenn sie soweit sind und Sex miteinander haben, sagt Margot zu sich selbst, es wäre die schlimmste Entscheidung ihres Lebens gewesen… Der schlechteste Sex aller Zeiten! Robert sagt sie aber nichts. Sie trennt sich von ihm. Er akzeptiert aber die Trennung nicht und fängt an, sie mit Nachrichten zu überfluten. Irgendwann antwortet sie nicht mehr. In der letzten Nachricht von ihm steht nur ein Wort: Hure.

Die Geschichte zeige, dass viele Frauen sich zu oft zu viel Mühe gäben, ihren Partner im Bett zufrieden zu stellen, sagt die Autorin über ihren eigenen Text. Das sei anstrengend und müsse sich ändern. Das kann selbstredend nicht nur für Frauen gelten. In meiner Praxis kommen viele Männer, die mir erzählen, was sie sich für eine Mühe machen, um ihre Partner*innen zu verwöhnen, dass ich manchmal nur noch staune. Leider passiert dabei oft, dass die eigene Lust auf dem Weg verloren geht und dadurch wird für sie der Sex nicht wirklich gut.

Frauen und Casual Sex

Übrigens ist dies einer der Gründe dafür, weswegen Frauen für Casual Sex scheinbar weniger offen sind. Sie wägen die Risiken sowie den möglichen Lustgewinn dabei ab. Sie denken darüber nach, was sie dabei alles erwartet: Eine Prise Abenteuer und Selbstbestätigung – immer gut für das Ego 😉 – einerseits, die reale Gefahr schwanger zu werden oder sich sonst wie anzustecken auf der anderen Seite, als Schlampe bezeichnet zu werden und wahrscheinlich auch noch schlechten Sex zu haben. (So Cindy Meston in ihrer Studie über die Frage: Warum haben Frauen Sex).

Die JOYClub-Umfrage

Die Erotik-Community JOYclub wollte es genau wissen und hat 2.000 Mitglieder zum Thema ›Schlechter Sex‹ befragt. Das Ergebnis überrascht wenig: Fast jede*r hatte schon mal schlechten Sex, aber nur Wenige sprechen offen darüber. Was können wir dagegen tun? Fangen wir damit an, ehrlich und selbstkritisch, uns daran zu erinnern, an genau welcher Stelle das bis dahin tolle Erlebnis mit dem Lieblingsmensch kippt? Was genau macht es, dass der Sex nicht gut ist? Paradoxerweise können wir unser Sexleben lustvoller und erfüllender gestalten, indem wir zunächst den Fokus darauf lenken, wie wir den Sex noch schlechter machen könnten. Daraus können wir nämlich lernen, wie wir es besser hinkriegen.

Aber lass uns erst einmal schauen, was die häufigsten Situationen oder Gewohnheiten sind, die den Sex schlecht werden lassen:

Nummer 1

Die Seestern-Haltung. Leidenschafts- und Teilnahmelos beim Sex zu sein. Bei vielen Menschen ist die fehlende Leidenschaft beim Liebesspiel ein Zeichen für schlechten Sex, so die JOYclub-Umfrage. Ohne grundsätzliche Begeisterung ist für drei Viertel der Frauen und über zwei Drittel der Männer die Gesamtbewertung nur noch mangelhaft.Warum und weshalb der Sex ohne Leidenschaft stattfindet, ist eine Millionsfrage. Diese zu klären würde allerdings helfen, eine Lösung des Problems herbeizuführen.

Nummer 2

Mechanischer gefühlloser Porno-Sex. Nichts gegen ausgefallene Stellungen und etwas härteren Sex beim Liebesspiel. Wenn es nur noch so läuft, fühlt sich auf Dauer einfach nicht mehr gut an. Nur kurz dazu: die Vagina der Frau wird beim mechanischen harten Sex depressiv (der Penis übrigens betäubt). Das bedeutet, dass unsere Organe nur einen Bruchteil dessen wahrnehmen, wofür sie geschaffen wurden.

Viele Menschen nutzen ihr körperliches Potenzial nicht voll aus. Die sogenannten Ressourcen des Körpers werden eingeschränkt eingesetzt. Das Ergebnis davon ist ein so genannter ›mechanischer Druckmodus‹. Dieser hat eine gewisse Effizienz (wenn man eine schnelle Entladung – allein oder mit einem*r Partner*in erreichen möchte)… Mit Leidenschaft und Genuss hat dieser Modus aber wenig gemeinsam. Die gute Nachricht: man kann diesen Modus in Richtung ›Wohlfühl-Modus‹ erweitern.

Nummer 3

Schmerzen beim Sex. Wenn man Schmerzen beim Sex nicht erotisiert hat, d.h. wenn man nicht auf Schmerzen beim Sex steht, lassen diese die Lust schwinden und machen das Liebesspiel zur Hölle. Schmerzen beim Sex sind ein ›Tabú-Thema‹ vor allem für viele Frauen (statistisch gesehen leiden meist Frauen darunter bis ca. 20%, Männer bis ca. 8%).

Leider gehen allerdings die Schmerzen nicht von alleine weg. Im Gegenteil, sie können kronifizieren und das Sexleben zum Alptraum werden lassen. Dieses Problem, das nur individuell besprochen werden kann, braucht professionelle Unterstützung. Der Partner ist oft genauso hilflos gegenüber diesem Phänomen, wie die Frau, die Schmerzen hat.

Nummer 4

Routinierter Sex. Alles läuft nach dem gleichen Ablauf, so dass jede Berührung, jeder Stellungswechsel voraussehbar ist. Es wäre utopisch in einer langjährigen Beziehung zu erwarten, dass der Sex immer innovativ und abwechslungsreich ist, dennoch eine Prise Fantasie und Offenheit für andere Zutaten für das erotische Büffet, macht die ganze Sache sicherlich interessanter.

Nummer 5

Nur an sich denken vs. Die Verantwortung für die eigene Lust und Befriedigung komplett an die andere Person abgeben. Ein wenig gesunder Egoismus ist beim Sex wichtig. Weil dieser Begriff sehr negativ konnotiert ist, haben Sexualwissenschaftler*innen einen neuen Begriff kreiert, nämlich ›autozentriert‹.

Ich möchte hier aber genau erklären, was damit gemeint ist. Egoismus würde einfach bedeuten, dass mann*frau nur an sich denkt… Autozentriert hingegen beschreibt die Fähigkeit, sowohl an sich zu denken und das tun, was die die eigene Lust vorantreibt, als auch das Wohlbefinden der anderen Person im Auge zu behalten. Genauso wenig empfehlenswert ist es, die eigene Lust und Befriedigung abzugeben: Die andere Person soll es machen. Diese Haltung ist oft Garant für Enttäuschungen und Unzufriedenheit.

Nummer 6

Die erotische Homebase. Dieser Begriff beschreibt unsere ›Sex-Sprache‹, eine Art Muttersprache, die wir alle haben. Wenn zwei Menschen miteinander intim werden, ›sprechen‹ sie ihre Sex-Sprache und gehen davon aus, dass die andere Person diese versteht und auch gut beherrscht. So läuft es aber nicht unbedingt und ohne weiteres. Gerade wenn es um sehr unterschiedliche Sprachen geht und wenn man von den anderen nicht mal einpaar Brocken kennt, ist das Ergebnis auf Dauer Sex, der sich nicht gut anfühlt. Keine Sprache ist besser als die andere. Man muss halt wissen, dass es verschiedene gibt und schauen, inwieweit wir unser ›Sprach-Repertoire‹ erweitern können .

Nummer 7

Schlechter Start. Vor allem Frauen beschweren sich, dass ihre Partner sie viel zu schnell mit leidenschaftlich gemeinten Küssen überwältigen. Wenn sich die Erregung bereits entfacht hat, können die Küsse entsprechend intensiver werden. Zu Anfang sind meistens eher zartere – ich nenne sie ›Schmetterling-Küsse‹ empfohlen, die die Lust auf mehr erwecken lassen können.

Ein paar Zahlen zu diesem Thema

89% der Frauen geben zu, schon mal schlechten Sex gehabt zu haben. Bei den Männern sind es nur 76,6 %. Ein klärendes Gespräch über sexuelle Unzufriedenheit oder Frustration suchen nur 50,9 % der Befragten. Für die andere Hälfte ist schlechter Sex ein Tabuthema. Ist der Sex hingegen gut, sprechen ganze 91,4 % im Anschluss darüber. Die klischeebehaftete Frage „Und, wie war ich?“ ist allerdings bei über zwei Dritteln der Befragten verpönt. Danach gefragt, welche Möglichkeiten genutzt werden, um die eigenen sexuellen Fähigkeiten zu verbessern, setzen beide Geschlechter vor allem auf frei zugängliche Tipps im Internet. Frauen suchen zudem den Austausch mit Freundinnen. Männer hingegen bevorzugen den anonymen Austausch in Internetforen.

Und eine praktische Übung für dich!

Lass Dein Sex-Leben Revue passieren. Schau an welchen Stellen oder Situationen für dich weniger interessant, leidenschaftlich, erfüllend gewesen ist.

– Was genau war es?

– Der Zeitpunkt? Der Raum? Die gesamte Atmosphäre?

– Deine psychische/physische Verfassung?

– Die Art und Weise: das Vorspiel, die Qualität der Berührung, ungewollte Schmerzen oder die späteren Konsequenzen davon (Blasenentzündung/Infektionen etc.)?

Überlege jetzt, was passieren müsste, damit es noch schlechter wird? Was müsstest Du tun, damit es es schlimmer wird?

Genau, nun weißt Du auch, was Du zu tun hast, damit Du es besser machen kannst!

Meine Empfehlung

Die erste Empfehlung, die ich dir geben möchte, lautet ganz simpel: 70/30… Zu mindestens 70% bist Du immer dafür verantwortlich, dass sich der Sex für dich gut anfühlt. Im Extremfall, indem Du einfach sagst, danke, so nicht und tschüß!

Magst Du ein längeres Vorspiel? Dann erwarte nicht, dass dein Gegenüber deine Gedanken liest. Magst Du kein Vorspiel, genauso mach dich verständlich, am besten non verbal, dass Du für den nächsten Schritt bereit bist.

Und hier findest Du weitere Blog-Artikel zum Vertiefen: Beziehungssex ist kein Verliebtheitssex, Berührung in Achtsamkeit, Schmerzen beim Sex

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